Kooperative Leitstelle der Polizei und Feuerwehr Berlin – Sicherheitskonzept mit Weitblick

BOS-Leitstellen, Einsatzleit- und Lagezentren sind wesentlicher Bestandteil der Kritischen Infrastrukturen KRITIS und für das Gemeinwesen unverzichtbar. Ihre Verfügbarkeit sichert die Handlungsfähigkeit staatlicher Institutionen wie Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. Höchste Verfügbarkeit ist unumgänglich. Das hybride Gefahrenbild ist vielfältig und reicht von menschlichem und technischem Versagen, über Naturkatastrophen, Störung der öffentlichen Ordnung und Versorgungsengpässen bis hin zu Sabotage und staatlich gelenktem oder internationalem Terrorismus.

Die „Kooperative Leitstelle der Polizei und der Feuerwehr Berlin“ besteht aus drei Teilprojekt an zwei Standorten:

  • Neubau eines Einsatzleit- und Lagezentrums der Polizei Berlin und Berliner Feuerwehr
  • Neubau einer Ausweichleitstelle der Berliner Polizei auf dem Gelände der Feuerwehr,
  • Modernisierung und Ertüchtigung der Leitstelle der Berliner Feuerwehr


Mit Weitblick auf Sicherheit und Resilienz gesetz

Ein Sicherheitsberater mit interdisziplinärer Fachkompetenz wurde beauftragt, gemeinsam mit den Nutzern ein – in die Zukunft gerichtetes – Sicherheitskonzept bzw. Lastenheft zu erarbeiten. Was mit dem KRITIS-Dachgesetz jetzt konkretisiert werden soll, wurde bereits zu Beginn des Planungsprozesses Grundlage einer konsequenten Sicherheitsstrategie und Sicherheitskonzeption umgesetzt.

Mit Blick auf den „Allgefahrenansatzes“ wurde das Bedrohungsbild identifiziert, konkret mit realistischen Ereignis- und Angriffsszenarien unterlegt, bewertet und durch die Entscheidungsebene einvernehmlich verabschiedet. Damit wurde eine belastbare Grundlage für alle baulichen, technischen und auch die organisatorischen Sicherheitsmaßnahmen geschaffen. Dabei stand nicht nur der physische Objektschutz im Vordergrund, sondern auch das zukunftsorientierte technische und sicherheitsorganisatorische Betriebskonzept.

 

Der Wertbeitrag zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung ist der Maßstab

Wer von Modernisierung oder dem Neubau einer Leitstelle spricht, denkt sofort an die sogenannte „Leitstellen Norm DIN EN 50518“. Oft wird vergessen, dass die Norm lediglich Mindestanforderungen formuliert. Ob sie geeignet ist, als Grundlage für die Sicherheit einer BOS-Leitstelle oder gar eines Lagezentrums zu dienen, wurde intensiv hinterfragt und diskutiert.

Schnell wurde deutlich, dass bereits in Zeiten der RAF, also bis in die späten 80’er Jahre, Sicherheitszentralen gebaut wurden, die weit über heutige Anforderungen der DIN EN 50518 hinausgingen. Bereits damals waren hohe Anforderungen an Einbruchhemmung, Beschusshemmung, Sprengwirkungshemmung exemplarisch. Vereinzelungsanlagen und Schleusen, Redundanzen und konsequente Betriebskonzepte waren – zumindest in sensiblen Wirtschafsbereichen – fester Bestandteil einer Sicherheitszentrale oder einer Leitstelle.


Das Bedrohungsbild – Spagat zwischen „abstrakt“ und „konkret“

Der Sicherheitsberater und die Nutzer waren sich sehr schnell einig, dass bei einer Betriebsdauer von 20 bis 30 Jahren abstrakte Annahmen durch ein konkretes Bedrohungsbild ersetzt werden muss. Die logische war eine ganzheitliche Betrachtung in die konsequent Bedrohungen aus organisierter Kriminalität, Gewaltkriminalität, Fundamentalismus, politischer und sozialer Radikalismus und Extremismus, internationale und staatlich gelenkter Terrorismus einbezogen wurden.

Das identifizierte Bedrohungsbild wurde mit einem konkreten Ereignis- und Angriffsszenario unterlegt und bewertet.


Die Risikobewertung, der Schutzwert und die Kosten

Die klassische Risikobewertung nach dem Modell von „Auftretenswahrscheinlich“ und „Ausmaß des Schadens“ reichten für die Bestimmung des Gefährdungspotenzials nicht aus. Erst die Kombination mit der Kenngröße „Entdeckungswahrscheinlichkeit“ ermöglichte es, den individuellen Schutzwert der Sicherheitsmaßnahmen und damit den Wertbeitrag zur Kernanforderung „Verfügbarkeit von 99,99 Prozent“ zu bestimmen. In Folge wurden besonders kostenintensive Lösungsansätze kritisch hinterfragt und mit gleichem Schutzwert teils durch kompensierende und kostengünstigere Sicherheitsmaßnahmen ersetzt.


Den ganzheitlichen Objektschutz im Blick

Getreu dem Spruch von Konfuzius: „Der Mensch stolpert nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel“, wurde der Kernprozess PRÄVENTION – DETEKTION – REAKTION umgesetzt und in Form eines Lastenheftes an das Planungsteam übergeben.

Der ganzheitliche Ansatz im Kernprozess

Getreu dem Spruch von Konfuzius: „Der Mensch stolpert nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel“, wurde der Kernprozess PRÄVENTION – DETEKTION – REAKTION umgesetzt und in Form eines Lastenheftes an das Planungsteam übergeben.


Das Betriebskonzept sichert Schutzwert und Investition

Mit vorausschauendem Blick wurde erkannt, dass die Verfügbarkeit der Leitstellen nicht nur mit baulichen und technischen Sicherheitsmaßnahmen sichergestellt werden kann, sondern erst mit einem darauf abgestimmten Betriebskonzept und einer abgestimmten Sicherheitsorganisation sichergestellt werden kann. Auch in dieser Hinsicht werden neue Wege beschritten.

Annähernd in Frage kommende Dienstanweisungen werden auf Aktualität geprüft, mit den klassischen Sicherheitsprozessen eines BCM‘s abgeglichen und/oder neu entwickelt. Dabei werden über individuelle technische und funktionale Schnittstellen das technische Betriebskonzept und das Security-Betriebskonzept im Sinne eines ganzheitlich wirkenden Sicherheitsmanagements verknüpft.


Fazit:

Die im KRITIS-Dachgesetz zu erwartenden vielfältigen Anforderungen an Resilienz und physische Sicherheit kritischer Infrastrukturen wurden bereits vor Jahren berücksichtigt und in den Planungs- und Betriebsprozessen berücksichtigt.

Durch die erfolgreiche Zusammenarbeit von Polizei, Feuerwehr und dem Sicherheitsberater wurden Maßstäbe gesetzt, die Signalwirkung auf andere Leitstellenprojekte in Deutschland haben. Mit vorausschauendem Blick wurde erkannt, dass die Verfügbarkeit der Leitstellen nicht nur mit baulichen und technischen Sicherheitsmaßnahmen, sondern erst mit einem darauf abgestimmten Betriebskonzept und einer abgestimmten Sicherheitsorganisation nachhaltig wirksam werden kann.

 


Credit/Quelle: Projektgruppe KLST-Berlin (Einsatzzentrale der Polizei – tatsächliche Projektrealisierung ohne Dachabdeckung)